Im Moment bin ich taucherisch etwas auf dem Trockenen. Zum einen, weil ich ja zuletzt sehr viel Zeit in meine Instructor-Ausbildung investiert habe und mich jetzt wieder um einige andere Dinge wie Job und Familie kümmern muss. Zum anderen, weil ich in diesem Jahr so schlimm wie seit Jahren nicht vom Heuschnupfen geplagt bin. Tauchen mit Schnupfen? Geht leider nicht, selbst zum Training im Tauchclub wage ich mich mit dieser Rotznase einfach nicht. Schade, aber das geht vorbei. Und so halte ich mich eben mit Trockenübungen fit, plane meine weitere Taucherkarriere, suche nach geeigneten Tauchzielen für Tauchschüler:innen mit und ohne Behinderung und schmökere gerne auch mal im Tauchen Magazin. Und dabei bin ich tatsächlich völlig überrascht worden...
"Darf es ein wenig mehr sein..."
So lautet die Überschrift über dem Artikel über Tommy Steiner, den Inhaber von "tommy's divetime", einer kleinen, aber feinen familiären Tauchschule in Überlingen am Bodensee und sein Engagement fürs Tauchen mit Behinderung. Tommy habe ich bei meinen Recherchen nach Tauchschulen für Handicaptaucher "gefunden". Wir haben uns ausgetauscht und vor fast zwei Jahren auf der InterDive in Friedrichshafen zum ersten Mal auch persönlich getroffen. Das wurde zur Tradition, außerdem stehen wir im engen Austausch miteinander. So konnte ich, bevor ich selbst als Instructorin ausbilden durfte, auch schon einen Taucher mit Behinderung an Tommy und sein Team übermitteln, der zuvor eine richtige Odysee von Tauchbasis zu Tauchbasis hinter sich hatte und leider überall auf Ablehnung und Unverständnis gestoßen war. Nicht bei Tommy! Hut ab, er knackt echt jede Nuss....
Erste Erfahrungen mit einer Contergan-geschädigten Taucherin
"Bereits seit vielen Jahren setzt sich das Team von "tommy's divetime" mit der Thematik Tauchen mit Handicap aueinaner. Einen bestimmten Fokus gibt es dabei nicht. Inspiriert wurde Tommy [...] als er Anfang der 1990er Jahre während seiner Tauchlehrerassistenten-Zeit seine ersten Erfahrungen mit einer Contergan-geschädigten Taucherin machte. Angetrieben von ihrer Motivation und Lebensfreude beschäftigt sich der Tauchcenterbesitzer seither mit der Idee, auch gehandicapten Menschen die Faszination der Unterwasserwelt näherzubringen. Daraus entstand neben der "normalen Taucherei" eine Leidenschaft, die bis heute anhält. [...] auch durch Kooperationen mit Pädagogen entstanden tolle Programme für Jugendliche mit Verhaltensauffälligkeiten." (Quelle: TAUCHEN 07°2024, Seite 14)
Ist das nicht toll? Von und mit mir inspiriert zu einer grandiosen Kooperation mit dem Feriengästehaus "Hand in Hand" im Allgäu: Das Feriendomizil für Menschen mit Behinderung versucht, durch einmalige Programme, Gästen mit Behinderung wunderschöne Urlaubsergebnisse zu bieten. So auch Schnuppertauchen bei tommy's divetime. Einfach klasse!
Mein Name ist Krass. Nicole Krass...
Weiter geht's dann in dem Artikel, und das muss ich euch auch noch erzählen. Ich finde es einfach soooo herrlich. Jetzt trage ich schon diesen doch eher außergewöhnlichen Nachnamen, schaffen es die Redakteure der TAUCHEN tatsächlich, diesen etwas zu verunglimpfen. Ich zitiere hier mal noch ein bisschen weiter im Text: "[...] dank der an MS erkrankten Taucherin und Journalistin Nicole Krassie [...]". Macht ja nichts, was zählt, ist der Inhalt dieses Beitrages, und den wollte ich euch nicht vorenthalten. Und wenn ich jetzt eben die Krassie bin, macht mir das nichts. Hauptsache, es bliebt in den Köpfen der Leute, die ja vielleicht doch irgendwann einmal daran denken, "Hey, da war doch diese krasse Krassie, mit ihrem Handicaptauchen..."
Ein Bild von unserer ersten Begegnung im "real life" 2023 auf der InterDive in Friedrichshafen: Tommy Steiner, Inhaber von "tommy's divetime", einer kleinen, aber feinen familiären Tauchschule am Bodensee. Auch ihm geht es darum, Menschen das Tauchen zu ermöglichen, die sich das selbst überhaupt gar nicht zutrauen würden. Oder die anderswo auf Ablehnung stoßen, weil sie eben nicht in die "normale" Taucher:innen-Schublade passen. Einmal im Leben tauchen. Oder der Beginn einer neuen Leidenschaft. Egal, welche Motivation dahinter steckt, Tommy, sein Sohn Fabian, beide i.a.c.- und DIWA-Tauchlehrer, sowie weitere Unterstützer von tommy's divetime sind offen für alle!
Vernetzt - zusammen können wir mehr bewegen
Es sind genau diese Begegnungen, die mir zeigen, dass ich , trotz aller Hürden, Rückschläge und Anstrengungen, genau auf dem richtigen Weg bin. Nämlich meine Leidenschaft für die Unterwasserwelt und das wunderbare Gefühl der Schwerelosigkeit zu teilen mit Menschen, die einfach ein bisschen mehr Unterstützung brauchen. Wie ich übrigens auch, schließlich bin ich erstens nicht 100 Prozent gesund, fahre oft mit halbleeren Akku durch die Welt und zweitens bin ich eben auch keine 20 mehr. So ist das. Da gibt's nichts zu beschönigen. Sich hier und da ab und an mal helfen zu lassen tut übrigens beiden Seiten gut!
Wer mit Tommy tauchen möchte, schreibt ihm am besten direkt eine Email an tommysdivetime@outlook.de
Auch für uns wird es Zeit, endlich einmal gemeinsam abzutauchen, lieber Tommy. Ich schaue mir gerne einmal die sagenhafte Unterwasserwelt des Bodensees an, worüber ich dann natürlich auch hier schreiben werde. Ich bin neugierig - seid Ihr es auch!
Eure Nicole
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