Stille im Sportbad? Von wegen...
Sonntagabend, Sportbad Ingolstadt. Was für ein Aufgebot an Helfern - nicht nur unter Wasser, sondern rund um die komplette NoLimits-Aktion, die wir vom EC-Diving-Club auf die Beine gestellt haben. Dabei ging es äußerst ruhig zu, denn das Schnuppertraining stand diesmal gleich im doppelten Sinne unter dem Motto: Zeichen setzen. Sechs gehörlose und weitere Teilnehmer erlebten ihre ersten Atemzüge unter Wasser. Wisst ihr was? Ich bin einfach gerührt. Es ist nämlich genau das passiert, was ich so gerne möchte: anderen zeigen, wie toll tauchen sein kann. Und mit anderen meine ich besonderes diejenigen, die auf die Idee, selbst zu tauchen, wahrscheinlich nie gekommen wären. Die Zweifel haben. Kann ich das mit meiner Behinderung? Geht das? JA, es geht! Einfach machen. Einfach probieren. Einfach tauchen!
Die Vorgeschichte zum Event, wie es überhaupt dazu kam, wie aus einer "Schnapsidee" ein tolles Projekt wurde, habe ich euch schon erzählt (hier geht's zum Blogbeitrag). Entstanden während der Inklusionswoche vor einem Jahr, als der Austausch mit dem Gehörlosenverein Ingolstadt René, ebenfalls Tauchvereins-Mitglied und mich erst auf die Idee brachte, Gebärden zu lernen. Zwei Kurse haben wir bereits absolviert, Kurs Nummer 3 startet nach den Sommerferien. Ich kann jedem empfehlen, mal an solch einem Kurs teilzunehmen. Angeboten werden Gebärdenkurse eigentlich überall, meist über die VHS oder über Gehörlosenvereine vor Ort.
Tauchen mit Hörbehinderung: Plaudern unter Wasser
Die Idee, unter Wasser zu plaudern, während andere nur die notwendigsten Tauchzeichen können, hat René und mich von Anfang an fasziniert. Ein paar Tage vor dem Event hatten wir uns extra nochmal zum "Plaudern" beim Gehörlosenverein getroffen. Mir ging es vor allem darum, wichtige Begriffe zu wiederholen oder auch neu zu lernen wie Druckausgleich, Druck, Luft, Umgebungsluft, Atmen oder Problem. Es hat sich gelohnt, denn wir konnten beim Inklusionstauchen dann tatsächlich ein kleines bisschen mitreden. Sprache verbindet eben, sag ich ja immer wieder.
Barrieren existieren eh bloß im Kopf. Und im Falle der Gehörlosen gibt es, zumindest beim Tauchen, sogar Vorteile, wie Sebastian Suppa, 1. Vorstand vom EC-Diving-Club, betont: "Wir sind die Profis im Tauchen, aber ihr habt uns unter Wasser eines voraus: Ihr könnt noch viel besser miteinander reden als wir." Er ist an diesem Abend derjenige, der den kurzen, wichtigen Theorieteil für die Schnuppertaucher vorstellt, direkt an seiner Seite Gebärden-Dolmetscherin Marion Kollmann, die wiederum vom Gehörlosenverein GVIUS Ingolstadt e.V. gestellt wurde.
Alle Augen auf Marion - die Gebärdendolmetscherin
Alle Augen auf Marion: Marions Hände wuseln flink durch die Luft, ihre Mimik und Gestik ist faszinierend - alles ein Teil der Gebärdensprache. René und ich sind begeistert. Haben sich die zahlreichen Donnerstag-Abende beim Gebärdenkurs im Gehörlosenverein also doch gelohnt, ein paar Gebärden verstehen wir und hier und da können wir sogar ein wenig "mitreden" und vermitteln. "Schön zu sehen, wofür wir das machen", sind wir uns einig.
Atmen
Runter (tauchen)
Hoch (tauchen)
Zeichensprache ist nicht gleich Zeichensprache
Beim Übersetzen der Tauchsignale wurde dann schnell klar: Zeichensprache ist eben doch nicht gleich Zeichensprache. So ist zum Beispiel "Daumen hoch" bei Tauchern das Signal für Auftauchen, während es für Gehörlose „super“ bedeutet. Und genau das ist dann meiner Schülerin unter Wasser ständig passiert. Sie hatte so einen Spaß beim Umhertauchen durchs Becken und vor allem durch die Ringe, dass sie sogar beide Daumen vor Begeisterung hochgehalten hat, dann aber gelacht und schnell das OK-Zeichen gegeben hat. Herrlich!
No Limits HAndicaptauchen - So viele helfende Hände
Was für ein MITEINANDER, sowohl bei den Vorbereitungen als auch kurz vorm Eintauchen ins Sportbecken, das wie jeden Sonntagabend unserem Verein exklusiv zur Verfügung stand. Hier halfen Hände in die Flossen, dort wurde noch schnell eine Tarierweste getauscht, Bleitaschen befüllt, Masken angepasst... Im Wasser tasteten wir uns langsam heran, wie immer beim Schnuppertauchen. Aber vor allem unsere Kids wollten unbedingt ins tiefere Becken, wo Ringe zum Durchschweben auf sie waren und fleißig genutzt wurden. Aber am Schönsten war es für mich zu sehen, dass alle, wirklich alle, einfach nur mit großer Freude dabei waren. Tauchlehrer, Schnupperer, Begleiter unter Wasser, Helfer über Wasser.
Danke an alle, die dabei waren! Ich freue mich schon jetzt auf unser nächstes Vereins-Event für Menschen mit Handicap, welches wieder unter dem Motto stehen wird: NoLimits. Denn Grenzen sind meist nur in den Köpfen!
Eure
Nicole
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